Bis zu 20 Prozent aller Frauen sind nach der Geburt eines Kindes von postnatalen Depressionen (von lat. post = nach; natalis = Geburt) unterschiedlich starker Ausprägung betroffen. In Abgrenzung zu schulmedizinischen Behandlungsformen besteht jedoch die Möglichkeit, mit alternativmedizinischen Ansätzen den Krankheitsverlauf positiv zu beeinflussen oder sogar präventiv einzuwirken.
Postnatale Depressionen (auch postpartale Depressionen oder Wochenbettdepression genannt) können bis zu 24 Monate nach einer Geburt auftreten. Leichte bis schwere Depressionen zeigen sich jedoch in der Regel vier bis sechs Wochen nach der Entbindung.
Von der postnatalen Depression abzugrenzen ist der sogenannte “Baby Blues”, womit zwei bis fünf Tage nach der Geburt auftretende Stimmungsschwankungen bezeichnet werden. Erklärt wird dieses Phänomen zwischen himmelhochjauchzend und zu Tode betrübt mit der Tatsache, dass die Sexualhormone während der Schwangerschaft stark ansteigen, in den ersten Tagen nach einer Geburt jedoch rapide abfallen.
Hält dieser “Baby Blues” bei Dir jedoch länger als zwei Wochen an, sollte abgeklärt werden, ob nicht eine postnatale Depression Auslöser Deiner Beschwerden ist.
Typische Symptome, die Dir einige Zeit nach der Entbindung zeigen, dass Du unter einer postnatalen Depression leiden könntest, sind:
Die Symptome einer postpartalen Depression werden oft gar nicht oder erst viel zu spät durch Nachsorgehebamme, Frauenarzt oder Umfeld erkannt. Das kann schwerwiegende Folgen sowohl für Mutter als auch Kind haben. Bei der Frau kann die Depression chronisch werden oder in Selbstmord münden, bei dem Kind können Bindungsstörungen sowie Problematiken in der emotionalen und kognitiven Entwicklung auftreten. Schulmediziner nennen für das Entstehen einer postnatalen Depression folgende Risikofaktoren:
Besonders der Zusammenhang zwischen dem Hormon Östrogen sowie dem als Glückshormon bekannten Hormon Serotonin und dem mit ihm verbundenen System scheint eine Rolle zu spielen. Das bedeutet, bei Frauen, die bereits eine depressive Veranlagung besitzen, kann der starke Abfall des Östrogenspiegels nach der Geburt mitverantwortlich für das Herausbilden einer postpartalen Depression sein.
Der Schweregrad der Depression wird anhand eines Fragebogens gemäß der Edinburgh Postnatal Depression Scale (EPDS) eingeordnet. Die konventionelle Behandlung umfasst Pharmazeutika sowie Psychotherapie.
Der hohe Prozentsatz an Patientinnen, die unter einer Wochenbettdepression leiden, macht deutlich, dass weitere Ursachenforschung betrieben werden muss. Durchschnittlich dauert eine postnatale Depression sieben Monate. Die Hälfte der Frauen entwickelt dieses Störung erneut bei einer Folgeschwangerschaft. Daher müssen Mediziner darüber nachdenken, nicht nur Pharmazeutika zur Behandlung einzusetzen, sondern auch weitere Faktoren wie Lebensstil einer Patientin und die Versorgung mit Nähr- und Vitalstoffen im Sinne einer ganzheitlichen Therapie in Betracht zu ziehen.
Schwangere heute sind täglich einer Fülle an Belastungen durch Schadstoffe und Umweltgifte ausgesetzt, weshalb es sinnvoll ist, diesen Aspekt im Kontext einer Wochenbettdepression zu diskutieren. Die Schadstoffe stammen von:
Darunter fallen Pestizide, Industriechemikalien wie PDBE und BPA, Aluminium, Blei und Dioxin. Vor allem BPA und PDBE werden mit Entwicklungsstörungen von Kindern in Verbindung gebracht.
Die Auswirkungen solcher Belastungen mit Chemikalien zeigen sich manchmal erst in nachfolgenden Generationen, wie in Laborversuchen mit Ratten deutlich wurde, deren Vorfahren Dioxinen ausgesetzt waren.
Vermehrt im Fokus steht aktuell die Belastung durch Glyphosat. Studien haben gezeigt, wie stark diese Chemikalie die Darmflora und ihr mikrobiologisches Gleichgewicht beeinflussen kann. Dadurch wird das Entstehen entzündlicher Prozesse begünstigt, die nicht nur das Ungeborene vermehrt Risiken aussetzen, sondern auch bei der Mutter eine postnatale Depression begünstigen können.
Zurzeit werden ebenfalls Störungen im Stoffwechsel der Aminosäure Kynurenin diskutiert. Denn wie Laborversuche gezeigt haben, kann das Verhältnis von Kynurenin und Tryptophan, einer weiteren Aminosäure, Aufschluss über die Ausbildung einer postpartalen Depression geben.
Frauen können mit einfachen Maßnahmen im Alltag sehr viel dazu beitragen, die Belastung an Umweltgiften zu reduzieren:
Der Darm wird oft auch als das zweite Gehirn bezeichnet. Probiotika tragen nicht nur dazu bei, die Darmflora und Darmgesundheit zu unterstützen, sondern sind offenbar auch dazu in der Lage, durch die Aktivierung von Interleukin-10 antientzündliche Reaktionen auszulösen, die Angstsymptome abschwächen können.
Melatonin, eigentlich bekannt als das Schlafhormon, könnte schon ab dem letzten Trimester dabei helfen, eine postnatale Depression zu verhindern. Das liegt vor allem an seinen antioxidativen Eigenschaften. Interessant ist der Zusammenhang zu Serotonin. Denn aus die Aminosäure Tryptophan, Magnesium und die Vitamine B3 und B6 braucht der Körper, um 5-HTP (5-Hydroxytryptophan) und anschließend Serotonin zu bilden. Serotonin sorgt, unter dem Einsatz von Vitamin B5, B6, B12 sowie Alpha-Liponsäure und Folsäure für die Bildung von Melatonin. Wer Schlafstörungen hat, reagiert gewöhnlich positiv auf die Einnahme von Tryptophan, ebenso Menschen mit Angststörungen.
Wie fast alle Schwangeren hast Du vermutlich Folsäure eingenommen, um Deinem Ungeborenen die bestmögliche Entwicklung zu ermöglichen. Die meisten Frauen nehmen eine Nahrungsergänzung ein, daneben ist Folsäure reichlich in grünem Blattgemüse, Linsen, Brokkoli und Sonnenblumenkernen enthalten. Es hat sich in Studien herausgestellt, dass Frauen, die einen niedrigen Folsäurespiegel haben, ein größeres Risiko haben, an postnataler Depression zu erkranken und auch schlechter auf die Behandlungsmethoden ansprechen. Daher sollten werdende Mütter nicht nur ihrem Kind, sondern auch sich selbst zuliebe, Folsäurepräparate von Beginn der Schwangerschaft an einnehmen oder sogar schon während der Kinderwunschphase.
Omega-3-Fettsäuren gehören zu den sogenannten guten Fetten, die der Organismus benötigt, um gesund zu bleiben. Als essenzielle Fettsäuren müssen sie über die Nahrung zugeführt werden, da der Körper viele Bestandteile davon nicht selbst herstellen kann. Fette Meeresfische wie Lachs, Makrele, Hering, Thunfisch oder Sardinen gelten als Lieferanten von Omega-3-Fettsäuren. Daneben sind jedoch auch die Omega-6-Fettsäuren wichtig, die in Distel- und Sonnenblumenöl sowie Wal- und Paranüssen in hoher Konzentration vorkommen. Offensichtlich entscheidet das Verhältnis von Omega-3- zu Omega-6-Fettsäuren im Körper über das Risiko, eine postpartale Depression zu entwickeln. Frauen, deren Verhältnis von Omega-6 zu Omega-3-Fettsäuren höher als 9 : 1 war, litten häufiger an postnatalen Depressionen. Die Einnahme von Omega-3-Kapseln empfiehlt sich daher vorbeugend.
Kurkuma wird in der indischen Ayurveda-Medizin schon seit Jahrtausenden als Heilmittel gegen vielfältige Beschwerdebilder angewendet. Das sonnengelbe Gewürz wirkt antientzündlich und hat positive Effekte auf die Verdauung und Darmgesundheit. Schwarzer Pfeffer kann die Aufnahme des Wirkstoffes Curcumin erhöhen, der gegen den oxidativen Stress bis hinein in die Zellkraftwerke Mitochondrien wirkt. Kurkuma kann in Kapselform eingenommen werden, frisch in einem selbstgemachten Smoothie oder als sogenannte Goldene Milch.
Neben Nahrungsergänzungsmittel kannst Du bei postnataler Depression auch noch auf andere Hilfsmittel zurückgreifen. Manche davon solltest Du präventiv in der Schwangerschaft anwenden.
Die Einnahme bestimmter Nähr- und Vitalstoffe hat schon während der Schwangerschaft positive Auswirkungen auf die Gesundheit von Mutter und Kind, hilft jedoch auch, das Risiko für eine postnatale Depression zu senken. Auch Veränderungen im persönlichen Lebensstil sowie moderater Sport und Körperübungen wie Yoga lassen Frauen profitieren. Mütter, die bereits unter einer postnataler Depression leiden, aber konventionelle Pharmazeutika ablehnen, sollten zusätzlich zu Psychotherapie naturheilkundliche Alternativen angeboten bekommen.